Heinz Wilhelm Friedrich Barz

* "24 Mai 1915" – Torgau (Sachsen)
† "11 Mai 2000" – Wentorf bei Hamburg (Schleswig-Holstein)

Heinz Barz war seit 1944 als Mitglied der Fallschirm-Panzer-Division “Hermann Göring” in Italien. Er befehligte die Truppen, die für die Überfälle im Val di Chiana und in Valdarno verantwortlich waren.

Nach seinem Schulabschluss wurde Barz Offiziersanwärter bei der Schutzpolizei, erst in Magdeburg, dann in Berlin. 1937 diente er als Leutnant und Zugführer in Hamburg. Im selben Jahr trat er in die NSDAP und die SS ein. Im September 1939 wurde Barz als Zugführer der 2. Kompanie des Reserve-Polizei-Bataillons 101 zugeteilt und nahm an der Invasion und Besatzung Polens teil.

Nach dem Krieg setzte er seine Karriere als Polizeibeamter in Hamburg fort. Er wurde nie verurteilt.

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Nationalität: deutsch
Formation: Polizei, SS
Eintritt in die NSDAP: Mitgliedsnr. 5.994.111 (01.12.1937)
Streitkraft: Wehrmacht
Einheit: Fallschirm-Panzer-Division "Hermann Göring"
Dienstjahre: 1934-1945
Dienstgrad: Hauptmann
Feldzüge und Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg: Annektion Österreichs
Besatzung des “Protektorats Böhmen und Mähren” 1939
Besatzung Polens 1939-1941
Besatzung der Sowjetunion 1941-1943
Italienfeldzug 1944
Ostfront 1944-1945
Bestätigte Massaker: Civitella, Cornia und San Pancrazio
Cavriglia
Nachkriegszeit: Beamter der Hamburger Polizei

Ausbildung und Erfahrung im Krieg

Die ersten Jahre: paramilitärische Organisation und Freiwilligendienst

Heinz Barz wurde 1915 im sächsischen Torgau als Sohn des Backmeisters der dortigen Garnison geboren. Die Familie musste oft umziehen: von Torgau ins thüringische Nordhausen und schließlich nach Weißenfels an der Saale. Hier legte Barz im März 1934 sein Abitur am Reformrealgymnasium ab. In seinem letzten Schuljahr war er Mitglied des Deutschen Luftsportverbandes (DLV), einer paramilitärischen Untergrundorganisation zur Ausbildung von Piloten für die künftige Luftwaffe.

Im Oktober 1934 trat er als Freiwilliger in die Reichswehr ein, wo er für ein Jahr freiwilligen Wehrdienst leistete. Danach arbeitete er einige Monate als Angestellter beim Reichsnährstand, einer ständischen Organisation u.a. zur Lenkung der landwirtschaftlichen Produktion.

1936 wurde Barz als Offiziersanwärter bei der Schutzpolizei aufgenommen und in Magdeburg und dann in Berlin-Köpenick ausgebildet. 1937 trat er in die NSDAP und die SS ein. Zum Ende des Jahres diente er als Leutnant und Zugführer bei der Schutzpolizei in Hamburg. Im März 1938 nahm er mit seiner Einheit am Einmarsch in Österreich und 1939 an der Besetzung Prags teil.
Im Krieg mit dem Reserve-Polizei-Bataillon 101

Anfang September 1939 wurde Heinz Barz als Zugführer der 2. Kompanie des Reserve-Polizei-Bataillons 101 zugeteilt, das wenige Tage zuvor in Hamburg aufgestellt worden war. Mit der Kompanie nahm er an der Invasion und Besatzung Polens teil. Zunächst diente er in Kielce, dann 1940 in Poznań und Łódź (damals Litzmannstadt). Der Dienst in Polen dauerte bis April 1941.

Das Reserve-Polizei-Bataillon 101 aus Hamburg ist das berüchtigte Bataillon der “ganz normalen Männer”. Zu seiner Geschichte haben zahlreiche Historiker geforscht und publiziert, u.a. Christopher Browning und Daniel Goldhagen. Bereits während Barz’ Dienstzeit war das Bataillon in Vertreibungen und Deportationen involviert. In Poznań überwachte es die Vertreibung der polnischen und jüdischen Bevölkerung sowie die Ansiedlung deutscher Siedler aus Russland und dem Baltikum. Das Bataillon stellte die Wachen für das Ghetto in Łódź. In dieser ersten Phase seines Einsatzes im Osten waren blutige Aktionen noch selten, doch auch damals war das Bataillon 101 am Vollzug Dutzender Todesurteile der Sondergerichte beteiligt.

Im August 1941 heiratete Barz Baronin Isabella von Medem, die einer alten baltischen Adelsfamilie entstammte. Ihr Vater war 1919 während des russischen Bürgerkriegs von bolschewistischen Truppen getötet worden. Einige Tage nach der Hochzeit wurde Barz in eine andere Einheit versetzt. Von diesem Zeitpunkt an gibt es weniger gesicherte Daten zu seiner Biographie. Vom 22. August 1941 bis zum 14. April 1942 befand er sich im Einsatz im Osten, höchstwahrscheinlich mit dem Polizei-Bataillon 305. Das norddeutsche Polizei-Bataillon war im polnischen Kielce stationiert, wo es sich an der Bewachung des dortigen Ghettos, der Begleitung von Transporten nach Auschwitz sowie an Erschießungen beteiligte. Im Januar 1942 wurde Barz zum Hauptmann befördert.

In der besetzten Sowjetunion war die Feldgendarmerie an Repressalien gegen Partisanen beteiligt und für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich. Heinz Barz wurde der Feldgendarmerie-Abteilung 581 zugeteilt, deren Einsatzgebiet das Hinterland des mittleren Abschnitts der Ostfront im Zuständigkeitsbereich der 2. Panzerarmee war.

Mit der Feldgendarmerie in Russland

Im Sommer 1944 wurde Heinz Barz das Kommando über die Truppen übertragen, welche die Razzien in Val di Chiana und Valdarno durchführten. © BArch, R 9361-III/6991

Im April 1942 wurde Barz wie viele jüngere Berufsoffiziere und Unteroffiziere der Ordnungspolizei zur Feldgendarmerie versetzt. Diese fungierte als Exekutive der Wehrmacht. Ihre Aufgaben bestanden in der Aufrechterhaltung von Disziplin und öffentlicher Ordnung im rückwärtigen Bereich der Front. Tatsächlich war die Feldgendarmerie in der besetzten Sowjetunion an Repressalien gegen Partisanen beteiligt und für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich. Barz wurde der Feldgendarmerie-Abteilung 581 zugeteilt, deren Einsatzgebiet das Hinterland des mittleren Abschnitts der Ostfront im Zuständigkeitsbereich der 2. Panzerarmee war.

Im Sommer 1942 kämpfte die Armee bei Voronež und am Don, während sie sich langsam in den Kursker Sektor zurückzog. Die Feldgendarmerie-Abteilung 581 war eine der wichtigsten Einheiten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit der Besatzer. Sie verfügte über einige Kompanien russischer Kollaborateure und eine Kosakenstaffel. Barz diente in der Einheit vom Frühjahr 1942 bis Ende August 1943, als er durch die Explosion einer Handgranate schwer verletzt wurde. In dieser Zeit war Barz' Einheit so aktiv, dass er innerhalb weniger Monate mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, dem Eisernen Kreuz I. Klasse sowie der Tapferkeitsmedaille für Angehörige der "Ostvölker" ausgezeichnet wurde. Letztere zeigt, dass auch Russen und Ukrainer unter seinem Kommando standen.

Nach seiner Genesung nahm er Mitte Januar 1944 sein Kommando wieder auf und wurde zur Feldgendarmerie-Einheit der Panzer-Division "Hermann Göring" nach Italien versetzt.

Beteiligung an Massakern an der Zivilbevölkerung

Führungsrolle in der Division "Hermann Göring" in Italien

Anfang 1944 wurde Barz Kommandeur der Feldgendarmerie der Fallschirm-Panzer-Division "Hermann Göring". Hier war er mutmaßlich der einzige Offizier der Division mit einschlägiger Erfahrung im nationalsozialistischen “Rassen- und Volkstumskampf” in Osteuropa. Er war außerdem im Kampf gegen Partisanen erprobt. Daher war es für die Division naheliegend, ihm die Führung der Einsätze in Civitella und Cavriglia im Juni und Juli 1944 zu übertragen.

Der Kommandeur der Panzer-Division "Hermann Göring", Wilhelm Schmalz, machte in seinem Prozess 1948 bis 1950 Barz für alle begangenen Verbrechen verantwortlich und konnte das Militärgericht so von seiner Unschuld überzeugen. Rechtschreibfehler in Barz’ Namen verhinderten jedoch seine Identifizierung.

Nach dem Krieg

Wiedereingliederung in die Hamburger Polizei

Barz gelang es, sich nach Kriegsende unbemerkt abzusetzen. Britischen Ermittlern war sein Name aber bereits bekannt. Der Kommandeur der Division "Hermann Göring", Wilhelm Schmalz, machte in seinem von 1948 bis 1950 dauernden Prozess Barz für alle begangenen Verbrechen verantwortlich und konnte das Militärgericht so von seiner eigenen Unschuld überzeugen.

Rechtschreibfehler in Barz’ Namen (Barth, Bart, Bartz, Bartk statt Barz, Hein oder Keinz statt Heinz) bewahrten ihn jedoch davor, identifiziert und ausfindig gemacht zu werden. Tatsächlich war er nach Hamburg zurückgekehrt, wo seine Familie lebte. Hier nahm er den Polizeidienst im September 1948 wieder auf, während in Florenz der Prozess gegen General Schmalz begann. Seine Karriere als Polizeibeamter war lang und recht erfolgreich. Ende der 1960er Jahre war Barz Leiter des Polizeibezirks Wandsbek. Von der Hamburger Justiz wurde er zu seinen Aktivitäten an der Ostfront befragt, die Tätigkeit als Leiter der Feldgendarmerie der Division “Hermann Göring” in Italien blieb jedoch unaufgedeckt. Nach seiner Pensionierung zog Barz nach Wentorf bei Hamburg, wo er im Jahr 2000 starb.

Quellen

Heinz Barz' Werdegang lässt sich anhand seiner Personalakten bis in die ersten Jahre des Krieges genau nachzeichnen. Ab 1941 und seiner Versetzung zur Polizeidivision der Waffen-SS sind die Daten unvollständig. Der Einsatz im Rahmen der Division "Hermann Göring" lässt sich nur indirekt über Verlustmeldungen seiner Einheit und die Ermittlungen sowie Strafverfahren der Nachkriegszeit rekonstruieren. Die folgenden Akten werden im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde aufbewahrt: R 9361-III/6991; R 9361-III/515635; R 601/2411; VBS 1069 (R 19)/ZB 0902 A. 09. Biographische Unterlagen über die Nachkriegszeit sind im Staatsarchiv Hamburg zu finden.

Auswahl der Bibliografie

Christopher R. Browning, Ordinary men. Reserve Police Battalion 101 and the Final Solution in Poland, New York, Harper Perennial, 1993, dt. Übers. Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen. Rowohlt, Reinbek 1993

Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg. Italien 1943–1945. Schöningh, Paderborn 2012, S. 328, 333.

Autor*innenschaft und Übersetzung

Autor: Carlo Gentile

Übersetzt aus dem Italienischen durch: Antonia Frinken

2023

Text: CC BY NC SA 4.0

Heinz Wilhelm Friedrich Barz

Ausbildung und Erfahrung im Krieg

Die ersten Jahre: paramilitärische Organisation und Freiwilligendienst

Im Krieg mit dem Reserve-Polizei-Bataillon 101

Mit der Feldgendarmerie in Russland

Beteiligung an Massakern an der Zivilbevölkerung

Führungsrolle in der Division "Hermann Göring" in Italien

Nach dem Krieg

Wiedereingliederung in die Hamburger Polizei

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